An(ge)dacht

Es ist Advent. Advent, die Zeit des Wartens. Die Zeit, in der wir auf Weihnachten warten, wo wir jeden Tag ein Türchen im Adventskalender öffnen und damit einen Tag näher an das Weihnachtsfest herankommen. Warten, das hat für mich und bestimmt auch für euch dieses Jahr eine besondere Bedeutung. Wir haben in diesem Jahr auf vieles gewartet: Auf Lockerungen, darauf wieder ein Restaurant besuchen zu können, ins Kino oder Schwimmbad zu gehen und darauf, dass wir uns endlich wieder mit mehr Menschen treffen dürfen. Gerade auch wegen unserem Glauben, für den die Gemeinschaft und der Austausch mit anderen Christen so wichtig ist. Nun tun wir das durch den sogenannten „Teil-Lockdown“ wieder. Zusammenfassend gesagt: Wir warten auf eine Zeit nach Corona. Eine Zeit in der alles wieder normal ist und wir unsere gewohnte Freiheit ausleben können.
Advent wird in diesem Jahr anders als sonst. So wie alles anders ist im Jahr 2020. Obwohl es schade ist, dass es keine Weihnachtsmärkte usw. geben wird, finde ich eine Sache aber auch sehr interessant. Nämlich, dass dieser Advent viel ursprünglicher sein wird, also der Art, wie er damals im frühen Christentum gefeiert wurde, viel ähnlicher. Denn damals wurden währenddessen keine Spezialitäten gegessen, wie wir es auf dem Weihnachtsmarkt tun. Ebenso wurde nicht groß oder viel gegessen, wie es heutzutage viele beim Raclette machen. Weiterhin wurden auch keine zahlreichen Spekulatiusplätzchen, Lebkuchen, spezielle Weihnachtsschokoladen, Pralinen usw. in der Vorweihnachtszeit verzehrt, so wie wir es heutzutage tun. Für uns hat sich der Advent so entwickelt, dass es darin schon viele Highlights vor Weihnachten gibt. Das war früher ganz anders. Die Christen verzichteten anstatt dessen auf ganz vieles und fasteten. Es wurde so z.B. auf Fleisch, Eier und Milchprodukte verzichtet. Somit widmeten sich die Gläubigen der Besinnung und dem Nachdenken. Zudem war der Advent eine Zeit der Buße. Aufwendige Feiern und Tanzen waren den Menschen von der Kirche aus verboten. Das verzichtende und eingeschränkte Leben in der Adventszeit hatte dann aber auch den Effekt auf die Menschen, dass das Weihnachtsfest viel besonderer für sie wurde und sie es viel intensiver erleben konnten. An Weihnachten wieder bessere Mahlzeiten zu haben mit z.B. Fleisch, das sie dann vorher länger nicht gegessen hatten, war so durch die Situation dann natürlich schöner, als wenn sie sich davor ganz normal ernährt hätten.
Aber was hat das mit uns heutzutage und unserem Advent in diesem Jahr zu tun? Ich finde so einiges. Wir müssen im Moment auf ganz vieles verzichten und uns zurückhalten. So wie die Christen es damals in der Zeit vor Weihnachten auch getan haben. Genauso wie wir jetzt auf alle Weihnachtsfeiern von der Arbeit, Vereinen usw., wo man sonst im Advent hingeht, verzichten müssen, haben die Menschen damals, wie eben schon gesagt, auch keine Feiern veranstaltet und nicht getanzt. Durch unsere Situation jetzt können wir viel besser dem Sinn der eigentlichen, ursprünglichen Adventszeit nachspüren. Wir können sie sogar ganz ähnlich abhalten. Dieser Sinn ist, sich der Ankunft Jesu an Weihnachten bewusst zu werden, auf sie zu warten, anzuhalten, still zu werden und sich somit innerlich darauf vorzubereiten. Es geht darum den ganzen Dezember über schon daran zu denken, dass Jesus als kleines Kind auf die Erde kam, um uns zu retten. Vielleicht macht es sich der ein oder andere zum Ziel, das nachzuspüren und sich darauf zu konzentrieren. Dann liegt in dem diesjährigen Advent sogar eine besondere Chance. Man könnte die freigewordene Zeit durch alles das wegfällt, was man sonst macht, für mehr Begegnungen mit Jesus, zum Beispiel durch Beten und Bibellesen nutzen. Außerdem können wir uns vielleicht zusätzlich in dieser Zeit auch mal bewusster auf die Menschen in unserem direkten Umfeld einlassen, sie aus anderen Augen sehen und sie mehr wertschätzen. Lasst diesen Advent auf euch zukommen und ihn, wenn ihr das möchtet, für euch zu einem ganz besonderen, bewusst wahrgenommenen, ursprünglichen Advent machen.